Es gibt einen sehr interessanten youtube-Film über einen Virginia-Hirsch, welcher mal zur Abwechslung nen Jäger verprügelt – sehr witziger Film, aber inzwischen ein alter Hut.
Dieser Film an sich ist es auch nicht, worum es mir geht … sondern vielmehr um eine Beschreibung diesen Filmes von einem youtuber …
Hier werden einige Jägerlügen aufgedeckt, ich faß kurz zusammen:
Klingt doch logisch, oder?^^
Da hat man echt Mitleid mit dem lieben Vieh … äh … Wild …
Nur bin ich mir nicht sicher, ob die Probleme unseres Wildes wirklich die Jägersleut sind, jetzt mal unabhängig davon, ob Jäger das Wild nur um des Tötenwollens oder um der Hege und Pflege umbringen wollen … immerhin wurde Wild schon gejagt, seitdem es in Mitteleuropa eingewandert war, viele Wildtierarten wurden sogar nach Mitteleuropa verschleppt, um sie hier jagen zu können. Einige wurden als Nutztiere gehalten, brachen aus und lebten fortan als Wildtiere weiter. Eine Zeit, in welcher Reh, Hirsch und Hase nicht gejagt wurden, gab es nie … es gab nicht mal eine Zeit, in der sie nur von Wolf und Co gejagt wurden – seit es jagdbare Tiere in Mitteleuropa gab, gabs da auch den Menschen, der sie jagte. Wenn also der Mensch als Jäger etwas schlechtes sein soll, so muß es da doch recht gute Argumente geben … die Jagd an sich, also das Töten des Wildes, ist kein gutes Argument, denn das hat dem Wild in den letzten 700.000 Jahren nicht geschadet und es sollte sich innerhalb dieser Zeit an die Jagd durch den Menschen genauso angepaßt haben, wie an die Winter in Mitteleuropa. Wenn also die Jagd in Mitteleuropa was Schlechtes sein soll, muß sich etwas in den letzten Jahrhunderten gründlich geändert haben.
Fangen wir besser von Vorne an – oder genauer damit, wie noch bis vor gut 50 Jahren unser Wild lebte.
Schon seitdem unsere Rehe und Hirsche, Feldhasen und Fasane und was hier sonst noch so alles rumkreucht und rumfleucht, nach Mitteleuropa verschleppt wurden oder freiwillig eingewandert sind, hatten sie allesamt ein Problem: Den Winter! An den mußte sich jeder anpassen, der hier nicht untergehen wollte – und das haben auch alle in Mitteleuropa eingewanderten Tiere prima geschafft, klar, sonst wären sie wohl nicht mehr in Mitteleuropa sondern wären wieder ausgezogen, weil es ihnen im Winter zu kalt wird.
Der Winter ist also auch nicht das Problem … genausowenig wie die Jägerschaft.
Eine der Anpassungen an den Winter war es, daß die meisten Tiere sich im Sommer und Herbst nen Wanst anfressen – oder zumindest sich ordentlich satt fressen – damit sie die nahrungsarme Winterzeit gut überstehen können. Das ging eigentlich, so genau genommen, richtig gut, seitdem die ersten Tiere nach Mitteleuropa kamen. Das ging sogar noch bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts gut. Grund ist einfach, daß die Pflanzen sich ebenso wie die Tiere an die vier Jahreszeiten angepaßt haben und im Sommer und Herbst besonders kräftig wachsen, Samen bilden und sich ihrerseits auf den Winter vorbereiten. Der Herbst bietet, oder besser gesagt, bot, hier ein wahres Schlaraffenland an Nahrung an. Für den Winter konnte vorgesorgt werden.
Inzwischen ist das für die meisten Gegenden in Mitteleuropa, insbesondere in Deutschland, nicht mehr so … eine immer intensiver werdende Landwirtschaft braucht riesige Felder, damit diese kostengünstig mit großen Maschinen beackert werden können. Auf hektargroßen Äckern gedeihen nur noch wenige Pflanzenarten überhaupt: die Kulturpflanze, die gerade angebaut wird und ein paar besonders hartnäckige Wildkräu … sry … Unkräuter und Ungräser (welch furchtbare Unworte!). Mehr darf da auch gar nicht wachsen! Schließlich steht der moderne Landwirt unter Erfolgszwang, er muß einen besonders hohen Hektarertrag erwirtschaften, sonst kommt er nicht über die Runden.
Das alleine ist schon tragisch genug, denn zum Fressen bleiben eigentlich nur die Wiesen und die Wälder – wobei … so ganz stimmt das nicht, denn was in Monokultur auf den Feldern funktioniert, funktioniert auch auf den Wiesen und in den Wäldern – nicht mehr die artenreiche Mosaiklandschaft mit vielen kleinen und größeren Buschinseln auf Weideland und buntblühenden Mahtwiesen neben Kleinstäckern und Buntbrachen und auch nicht mehr der artenreiche Buchenmischwald mit kleinen Einschlägen, Birkendickungen und Naturverjüngung ist gefragt, nein, die Wiesen werden da effektiver mit nur wenigen Hochleistungsgrassorten bestückt und die Wälder als Fichtenmonokulturen hochgezogen – nicht abwechslungsreich gemischt und durcheinander, sonder schön brav nach deutscher wohlgeordneter Manier in Reih und Glied und vor allem und besonderem über große Flächen, damit diese auch gut und effektiv mit Maschinen bearbeitet werden können. Was aus der Reihe tanzt, wird totgespritzt und totbeackert. Also auch in Wald und auf der Wiese findet das arme Reh und der arme Hirsch nur noch Fichte und Weidelgras vor, mit ein wenig Glück vielleicht noch ein paar Ungräser, wie beispielsweise das Borstgras oder ein paar Unkräuter, wie zum Beispiel der äußerst robuste Löwenzahn.
Abwechslungsreiche Wildäsung ade … das arme Vieh … äh … Wild … muß sich zwangsweise einseitig ernähren.
Ist bestimmt nicht gesund – ok, ich gebs zu, es ist immer noch gesünder, wie geschossen zu werden, immerhin überlebt das Wild die einseitige Ernährung … und im Frühjahr und Frühsommer gibts mehr wie genug Nahrung, da wachsen ja auf den Feldwegen und den Feldern energiereiche Pflanzen en masse. Also hungern braucht keiner … und jeder stellt sich drauf ein mit seiner Familienplanung und sorgt ordentlich für Nachwuchs, bis zum Winter ist es schließlich eine lange, überflußreiche Zeit – schon seit mind. 700.000 Jahren.
Das eigentliche Problem jedoch tritt nun im Sommer und im Herbst auf – nämlich wenn mit einem Schlag die riesigen Felder innerhalb von nur wenigen Tagen abgeerntet werden und riesige Wiesen mit einem Schlag bis auf kurze Grasstummel abgemäht werden. Jetzt, wo das Wild daran angepaßt ist, ordentlich aus den Vollen zu leben und sich den Wanst vollzufressen, jetzt ist nix mehr da zum Fressen! Das Wild hungert! Es ist nicht mehr in der Lage, sich den Winterspeck anzufressen, den es braucht, um gut über den Winter zu kommen! Die Familienplanung hat aber schon stattgefunden, die vielen Jungtiere sind geboren und bieten nun ihren Eltern Konkurrenz! Auch ohne Jäger ist nun das Wild dazu gezwungen, sich auf die letzten noch verbliebenen nicht abgeernteten Wiesen und Äcker zu drängen, um nicht zu verhungern – wohlgemerkt, seit 700.000 Jahren gabs das noch nie!
Allerdings bleiben die letzten Felder auch nicht lange, Feldwege werden zur besseren Bewirtschaftung niedergemäht, wenn sie nicht eh schon längst betoniert und versiegelt sind, die Ackerränder werden mit umgepflügt, es bleibt nix mehr fürs Wild, es kann nur noch in die Fichtenmonokulturen und dort die Rinde schälen – also für erheblichen Forstschaden sorgen, damit es überhaupt bis zum Winter überleben kann!
Übrigens – ganz ohne Jäger!
Der Winter kommt gewiß – vollkommen unabhängig davon, ob das Wild was zum Speck anfressen gefunden hat oder nicht – und mit ihm kommt etwas, was mit Sicherheit mindestens genauso ungesund ist, wie geschossen zu werden: ein langer, qualvoller Hungertod, denn geschwächte Tiere ohne Speckschicht frieren schneller, werden schneller krank und verenden irgendwann wegen Erschöpfung und Entkräftung … und glaubt mir, der Erschöpfungstod dauert länger, wie der Tod durch eine nicht genau genug gezielte Kugel vom Jäger!
Ich denke, ab hier gibt mir jeder Recht, das Problem unseres Wildes ist wirklich nicht der Jäger … es ist vielmehr unsere moderne Art der Land- und Forstwirtschaft!